Velofahren im schweizerisch-französischen Grenzgebiet
Was das Velofahren in diesem Gebiet betrifft, so stellen wir immer wieder fest: Der Jura als Massiv, als gebirgige und hügelige Landschaft, ist eine Velogegend par excellence.
Zwar bestehen in der Franche-Comté (im Gegensatz etwa zum Elsass!) kaum ausgesteckte Radrouten, die immer wieder neue Zielorte (mit km-Angaben) aufweisen, und auf denen wir genüsslich den Wegweisern folgen können. Meines Wissens existiert lediglich entlang dem Doubs und dem Canal du Rhône au Rhin ein derart gestalteter Parcours. Dieser Abschnitt gehört zur Veloroute Nr. 6 "Vom Atlantik zum Schwarzen Meer", ist also ein Teil des europaweiten Radnetzes.
Velostreifen oder Velowege sind eher selten. Allerdings werden in der Fanche-Comté wie allgemein in Frankreich vermehrt ehemalige Bahnlinien zu Velowegen umgebaut, und solche Wegstücke haben den Vorteil, dass auf ihnen die Anhöhen leichter zu bewältigen sind: Die Steigungen sind aus bahntechnischen Gründen nicht allzu steil angelegt und erleichtern uns durch die ihre Gleichmässigkeit das Radfahren gewaltig.
Velostreifen finden sich meist in und in der Nähe von Ortschaften und stellen eher eine Alibi-Übung dar. Sie enden häufig nach kurzer Zeit wieder. In den letzten Jahren sind in dieser Beziehung aber Fortschritte erzielt worden: Breite, gerade, stark befahrene (Raser-) Strecken werden vermehrt mit einem Velostreifen versehen.
Was Frankreich als Ersatz für ihr diesbezügliches Manko und als Ausweichsmöglichkeit jedoch bietet, ist eine grosse Anzahl von Nebenstrassen. Diese geteerten und recht gut unterhaltenen kleinen Strassen - Frankreich besitzt das dichteste Nebenstrassennetz Europas - erlauben den Velotouristen reichhaltige Variationen der Tourgestaltung.
Dazu kommt - erneut auf Frankreich bezogen - als weiterer grosser Vorteil, dass die Gegend jenseits der Grenze weniger dicht besiedelt ist als die Schweiz: Auf einer Fläche von rund 16'200 km2 leben in der Franche-Comté ca. 1,2 Mio. Menschen; das sind pro km2 74 Einwohner. Im Vergleich dazu leben in der Schweiz ca. 7 Mio. Leute auf einer Fläche von gut 41'300 km2, was pro km2 rund 170 Einwohner ausmacht. So lässt sich leicht ausrechnen, dass in der Franche-Comté - verglichen mit der Schweiz - die Menschendichte um mehr als die Hälfte kleiner ist. Und wenn wir dieses Ergebnis auf die Verkehrsverhältnisse übertragen, so können wir uns vorstellen, dass im angrenzenden Frankreich im Grossen und Ganzen gesehen weniger Fahrzeuge unterwegs sind.
Wo weniger Leute wohnen, sind auch weniger Auto auf der Strasse. Und wenn die Autos ausbleiben, können sich getrost andere Verkehrsteilnehmende ausbreiten - eben die Radfahrenden!